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THEMA:
Telemetrie und Spionage 5 Monate 2 Wochen her #1
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Immer wieder poppt das Thema der Telemetrie auf.
Dieser Artikel
skizziert ganz gut die damit einhergehenden Probleme zum Konflikt zwischen Privatsphäre und der Erhebung von relevanten Daten. Sicher kann man über die Sinnhaftigkeit von Detailfragen zum Desktop-Design streiten, aber genau dies gehört ja zum Aufgabenbereich der im Artikel vorgestellten Person.
Wenn ich ein Debian oder Ubuntu installiere, werde ich üblicherweise gefragt, ob ich am Popularity Contest teilnehmen will. Dieses Programm erfragt in anonymisierter Form, welche Pakete sich auf dem jeweiligen System befinden. Es dient genau NICHT dazu, die AnwenderInnen auszuspionieren, sondern ist eine Möglichkeit, die Zusammenstellung der ISOs für die nächsten Releases optimieren zu können. Denn die hängen einerseits von den unvermeidlichen Paketabhängigkeiten ab, aber eben auch vom möglichst optimalen Programm-Angebot für die DurchschnittsanwenderInnen. Niemand hat Lust dazu, bei der Installation dauernd die Silberlinge wechseln zu müssen. Bei einem Projekt wie Debian (und auch Ubuntu), welches großen Wert auf Privacy legt, wäre es ja auch total bescheuert, hierüber dann die Anwendenden wiederum auszuspionieren. So eine Argumentation ist also schlichtweg unsinnig. Zumal sich die Frage stellen lässt, welchen sonstigen "Wert" es darstellen könnte, wenn Debian/Ubuntu wissen, welche Programme ihre Anwendenden auf der Platte haben. Da gäbe (beachte den Konjunktiv) es weitaus interessantere Daten zu erheben, über die sich aber natürlich wieder niemand empört. Wenn es dann doch zu allgemeinem größerem Unmut kommt, wie wir das vor einiger Zeit bei Audacity erlebt haben , dann zeigt dies, wie bei einem "verdächtigen Kontext" (gewinnorientierte Firma übernimmt OpenSource-Programm und kündigt die Einführung einer Telemetrie-Funktion an) die Kommunikation vollkommen aus dem Ruder laufen kann. Beim Nachlesen zeigt sich hier, dass in diesem Fall juristische Vorgaben (DS-GVO) in Kombination mit einer mangelhaften Öffentlichkeitsarbeit, zu einer großen Empörungswelle geführt hatten, die am Kern des Thema vorbei ging. Wie so oft, empfiehlt es sich, einmal genauer hinzusehen, was diese angebliche "Spionagefunktion" genau bewirken soll. Denn: Alle wollen bessere/neuere/stabilere Software. Und: Alle wollen Privacy. Und dies gefälligst unter allen nur denkbaren Soft- und Hardware-Kombinationen ("digitaler Hedonismus"), ohne darüber nachzudenken, dass das Setting auf einem C64, Amiga oder Atari nicht nur aufgrund der geringeren Komplexität dieser Rechner einfacher skalierbar war. Und weiterhin zeigt dieses Beispiel, dass Neuerungen nicht zu schnell eingeführt werden können, weil sonst die liebe Allgemeinheit kollektiv an die Decke geht (vor allem im Land des Gartenzwergs). Hinzu kommt, dass derlei Informationen oftmals hilfreich sind für die Programmierenden - ein Umstand, den sicher JedeR nachvollziehen kann, dem/der beispielsweise zum wiederholten Mal der Browser abgestürzt ist, weil dort vielleicht ein unentdeckter Fehler drin steckt. Und hier ist es sicher weniger "schlimm", einige Systemdaten an die Programmierenden zu übermitteln, als jene, die man tagtäglich dem "Werbenetzwerk des Vertrauens" unreflektiert und unblockiert übermittelt. Wer aber von den "Privacy"-Spacken denkt die Dinge bis zum Ende? Dazu mal ein paar (beliebig ausbaubare) Anmerkungen: Wer tagtäglich eine "Taschen-Stasi" mit sich herumträgt, bei dem/der ist jeglicher Privatsphärenansatz eh null und nichtig (er/sie torperidert damit außerdem noch die Privatsphärenanliegen seiner/ihrer KommunikationspartnerInnen - vor allem, wenn er/sie z.B. auch weiterhin unverschlüsselte Emails schreibt oder ohne Einverständniserklärung der KommunikationspartnerInnen, das eigenen Adressbuch in irgendeine "Wolke" hochlädt - was ein weiterer Threath wäre und unverständlich bleibt, dass wir solche Diskussionen 11 Jahre nach Snowden immer noch führen müssen!) Wer weiterhin die Standardkonfiguration zum DNS-Server betreibt, der üblicherweise auf den Internetanbieter oder schlimmstenfalls G$$gle weist, braucht auch nichts über "Privatsphäre" zu erzählen, da jegliche Seitenanfragen dann genau an Jene geschickt werden und sie somit auch ohne Trackingpixel oder Cookies vollständig wissen, welche Internetseiten man aufruft (außer man benutzt z.B. VPN oder TOR - was eine weiterere Vertrauensanforderung ist). Da ist die Benutzung einer alternativen Suchmaschine dann eigentlich auch obsolet. Informationen/Anleitungen dazu, wie man das ändert, kann man z.B. bei den DNS-Alternativanbietern CCC und digitalcourage finden, denen allgemein mehr vertraut wird. Allgemein benutzen die Meisten sicher in irgendeiner Form Dinge wie WLAN oder Grafikkartentreiber - die in der Regel proprietäre Software sind. Wer weiß genau, was darin steckt? Selbst in einem Standard-Firefox sind proprietäre Plugins drin, genau so wie im Vanilla-Linux-Kernel ungefragt fragwürdige Komponenten stecken. Mit ein wenig Aufwand kann man natürlich einen Firefox-Fork (oder Chromium-Fork) installieren und auf eine Distribution mit einem Linux Libre-Kernel setzen - was wiederum voraussetzt, dass man sich vorher einen jener wenigen Rechner zulegt, auf denen Diese dann auch läuft. Dies deutet an, dass diese "Telemetrie ist Spionage"-Diskussion einfach nur absurd ist, während die eigentlichen Privatspäre-Diskussionen an ganz anderer Stelle geführt werden sollten. Selbst ein Huhn kann Debian/Devuan installieren, wenn du nur genug Körner auf die Enter-Taste legst.
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Letzte Änderung: von Dr.Tux. Grund: Beispiele Treiber, Firefox, Linux-Kernel ergänzt
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