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Zivilklausel 8 Jahre 6 Monate her #1

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Es freut mich natürlich sehr, dass ich da scheinbar etwas losgetreten habe . Ich habe mir in vorauseilendem Aktionismus bzw. ausgelöst durch eine Aussage von unserer Frau Kanzlerin "Mutti" ein paar weit schweifende Gedanken gemacht , die ich hier zum konstruktiven Diskurs stellen will.
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Zivilklausel 8 Jahre 6 Monate her #2

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Hallo KaaLUGs,

ebenso wie Du, KlaRen, bin auch ich über Dr. Tux Hinweis gestolpert, dass in der GPL eine Zivilklausel „fehlt“. Das Thema wird derzeit in diversen Foren kontrovers diskutiert. Unter anderem macht sich aktuell ein Thorsten Schröder vom CCC, dem Chaos Computer Club, für eine solche Klausel bzw. sogar gleich mehrere Ausschlussklauseln stark.

Also kurz die Antwort auf Deine Frage:

Eine Zivilklausel in der GPL stellt eine Auschlussklausel dar, mit der die Entwickler der jeweiligen Software in der von ihnen gewählten Softwarelizenz verbieten wollen, dass ihre Softwareentwicklung für militärische Zwecke genutzt wird.

Die wohl gängigsten derzeit in der Diskussion befindlichen Ausschlussklauseln lauten:

CC-NM = Non Military
CC-NI = Non Intelligence
CC-CR = Consense Required
CC-Nx = z. B. Healthcare, Nuclear Plants, Automotive

Nach Ansicht von Thorsten Schröder sollen Open-Source-Entwickler mit der von ihnen in die Lizenz aufgenommenen Klauseln den Missbrauch ihrer Software verhindern können. Verboten ist eine solche Verwendung der Software, eben z. B. für die von Dr. Tux angesprochenen militärischen Zwecke, nach momentaner GPL nicht. Dr. Tux verweist zutreffend in seinem Blog in Mutbürgerdokus darauf, dass der Distributor Red Hat u. a. für das amerikanische Militär arbeitet. Amerikanische Kriegsschiffe neuester Bauart haben bekanntlich entsprechend modifizierte Linux-Betriebssysteme u. a. für Navigation und Waffensysteme.

Die Forderung nach einer Zivilklausel (und anderen Verbots- und Ausschlussklauseln) wird von anderen Gruppierungen abgelehnt. Hier die Position der Free Software Foundation:

Die meisten freien Lizenzen - allen voran die GNU General Public License, kurz GPL - sehen die uneingeschränkte Nutzung freier Software durch Dritte vor. Dieses Recht gehört zu den vier Freiheiten, die GPL-Initiator Richard Stallman bereits 1985 formulierte. Sobald eine Software in Umlauf gebracht worden ist, muss sich jeder an dem Quellcode bedienen und ihn selbst modifizieren und weiterverwenden können. Genau das ist der von Richard Stallman beabsichtigte Nutzen der GPL. Software soll unter den sogenannten "Vier Freiheiten" stehen: Sie soll von jedem begutachtet, verwendet, weitergegeben und eben nach den eigenen Bedürfnissen angepasst werden können.

Für die unter Euch, die damals beim Vortrag des Düsseldorfer Ablegers der Free Software Foundation beim KaaLUG-Treffen dabei waren:

Der Inhalt des Vortrages zielte klar darauf ab, dass mit den 1985 erstmals genannten vier Freiheiten auch wirklich uneingeschränkte Freiheit gemeint ist. Keinem Kriminellen, keinem Forscher und keinem Militär, keinem Diktator oder überhaupt irgendeinem Missetäter kann danach der Einsatz freier Software verboten werden.

Thorsten Schröder hält die GPL für unzeitgemäß. Die rigiden Vorgaben der Lizenz schränkten die Freiheiten der Entwickler beim Einschränken von Freiheiten ein. Entwickler müssten bestimmen können, unter welchen Umständen ihre Software nicht eingesetzt werden dürfe, etwa in Spionagesoftware oder zu auch militärischen Zwecken, bei denen Menschen zu Schaden kommen könnten.

Dem Ansinnen von Thorsten Schröder steht laut Stallman der Wortlaut der GPL entgegen, der als „Freiheit Null“ bezeichnet wird. Die uneingeschränkte Weitergabe von Open-Source-Software wird in Abschnitt 6 der Lizenz definiert:

"Jedesmal, wenn Sie das Programm (oder ein auf dem Programm basierendes Werk) weitergeben, erhält der Empfänger automatisch vom ursprünglichen Lizenzgeber die Lizenz, das Programm entsprechend den hier festgelegten Bestimmungen zu vervielfältigen, zu verbreiten und zu verändern. Sie dürfen keine weiteren Einschränkungen der Durchsetzung der hierin zugestandenen Rechte des Empfängers vornehmen."

Dieser Wortlaut der Lizenz ist die Basis der so genannten Freiheit Null, "die Freiheit, das Programm auszuführen wie man möchte, für jeden Zweck."

In den Diskussionen über Veränderungen der GPL verteidigte Stallman diese Freiheit Nummer 0 stets mit einem Beispiel: Nur weil Stifte und Schreibmaschinen für üble Taten verwendet werden, könne man sie nicht verbieten. Und er wäre sehr unglücklich darüber, wenn seine Freunde beim Militär in Venezuela neue Versionen einer Software nicht auf ihre Server installieren dürften, was dieses (bekanntlich militärisch eher schwache Land mit immensen Erdölvorkommen) möglicherweise vor einer militärischen Invasion schützen würde.

Das sieht Thorsten Schröder dann wieder anders. Er will den Entwicklern die Verantwortung für ihre Software und deren Einsatz überlassen oder genauer:

Er will den Entwicklern die Möglichkeit geben, durch Ausschlussklauseln einen Einsatz ihrer Software zu verhindern, wenn dieser ihrem ethischen Standpunkt widerspricht.

Schröders Vorschlag ist, er will eine Sammlung von Ausschlussklauseln erstellen, die ähnlich den Creative-Commons-Lizenzen ganz gezielt Einsatzzwecke ausschließen. Er nennt als Beispiel eine Non-Military-Usage-Klausel. Software dürfe dann weder für militärische Zwecke eingesetzt werden, noch als Grundlage für militärische Forschung dienen.

Da hätten wir also nochmals den Begriff der Zivilklausel etwas präziser und auch so etwas wie eine grobe Definition derselben. :)

Ich habe längere Zeit darüber nachgedacht, wie ich selbst zum Thema stehe und es mir nicht einfach gemacht, zu einem Ergebnis zu gelangen. Irgendwann bin ich dann doch zu einer eigenen Meinung gekommen, die ich hier gerne zur Diskussion stellen will:

Schränken Entwickler ihre Software aus ethischen, wirtschaftlichen, religiösen oder sonstigen Erwägungen mit Ausschlussklauseln ein, verliert die Software ihre Eigenschaft als freie Software!


Dann kann man sich die GPL auch gleich sparen. Ich halte deshalb die Ansätze von Thorsten Schröder für rechtlich bedenklich, nicht durchsetzbar und, was die Open-Source-Gemeinde betrifft, für sehr sehr schädlich. Niemand kann ernsthaft daherkommen und sagen, ich veröffentliche Software unter einer freien Lizenz, aber unter Freiheit verstehe ich selbst dieses oder jenes …… - und wer die von mit entwickelte Software für einen der Zwecke verwenden möchte, die ich missbillige, dann schließe ich dies kategorisch aus!

Wenn Schröder auch noch vorschlägt, gleich eine Sammlung von Ausschlussklauseln zu entwickeln, dann wäre mit den vier oben genannten Klauseln ja auch noch lange nicht Schluss. Das bedeutet, Open Source (die es ja faktisch schon gar nicht mehr wäre) würde völlig zerfasern und man müsste jedesmal prüfen, welche Software man überhaupt noch verwenden darf, ohne sich zu den Forderungen des Entwicklers in Widerspruch zu setzen. Das wäre die babylonische Sprachverwirrung in Version 4.0. Niemand wüsste mehr, was er eigentlich noch an vormals freier Software verwenden oder weiterentwickeln darf. Auch wäre die Frage der Fortschreibung der Lizenzen bei mehrfacher Weiterentwicklung einer Software oder bei aus Paketen und Quellcode zusammengesetzten Entwicklungen völlig ungeklärt.

Neben den vier oben genannten Beispielen könnte ich mir zahllose weitere mehr oder weniger sinnbringende Einschränkungen der GPL vorstellen:
  • nur für nichtreligiöse Zwecke (Atheistenklausel)
  • nicht für Tierversuche
  • nicht für diktatorische Systeme (Red Star OS heißt die Linux-Distribution aus der Demokratischen Volksrepublik Korea)
  • nicht für Gentechnik
  • nicht für Sklaverei, nicht zur Ausbeutung von Arbeitnehmern
  • nicht für polizeiliche Zwecke (dann hätten u. a. die Franzosen bereits Probleme)
  • nicht für die Automobilbranche
  • nicht für Reichsbürger
  • nicht für Rechtsradikale
  • nicht für Linksradikale
  • nicht für Putin
  • usw. usw.

  • Ihr merkt an den Beispielen, wie weit sich die Einschränkungen auffächern lassen würden. Mein klares Statement deshalb:
Lasst freie Software auch weiterhin freie und uneingeschränkte Software sein. :)

Mit den angedachten Ausschlussklauseln würde Querulanten, Eigenbrödlern, Verschwörungstheoretikern, politischen Narren und allerlei Wirrköpfen Tür und Tor geöffnet. Praktikabel sind solche Klauseln nicht. Sinn machen sie auch deshalb nicht, weil spätestens international die Durchsetzbarkeit der einzelnen Ausschlüsse scheitern würde.

An dieser Stelle möchte ich erstmal die Ausführungen und mein Statement abschließen. Bin nämlich gespannt darauf, wie ihr zu dem derzeit häufig diskutierten Thema steht. Freue mich auf Eure Antworten.

Bis denne
helmutturner
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Zivilklausel 8 Jahre 6 Monate her #3

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Zunächst einmal Links zur weiteren Lektüre:
www.golem.de/news/open-source-lizenzen-gegen-den-missbrauch-freier-software-1509-116210.html
de.wikipedia.org/wiki/Zivilklausel

Auch wenn mir das Ergebnis überhaupt nicht passt, muss ich dir im großen und ganzen zustimmen. Auch in dieser Thematik zeigt sich, dass wir in einer heterogen-koplexen Welt leben und die Hetzer, Dämagogen und Berufsmörder auf eine weiter gehende Art bekämpfen müssen.

Dennoch will ich darauf hinaus, dass es einen grundlegenden Ansatz zur Diskussion gibt, den wir auch im normalen Leben erreicht haben. Die meisten Menschen halten sich daran, bei rot nicht über die Ampel zu gehen, obwohl dies "ihre Freiheit einschränkt" (ja ich weiß, der Vergleich hinkt) und das man hierzulande nicht wie im immer noch wilden Westen beliebig mit Waffen herum hantieren darf (die Folgen dort sind jährlich etwa 5000 versehentlich von ihren Kindern erschossene Eltern, was im Kontext der Sicherheitsdebatte zumeist ausgeblendet wird). Und die aktuellen Vorkommnisse um diese Reichsbürger-Geschichte, sowie jährlich zahlreiche von Jägern erschossene Haustiere zeigen, dass Waffen im zivilen Bereich nicht registriert, sondern konsequent verboten gehören, weil eine Kontrolle eh nicht funktioniert.

Sprich: wir als Gesellschaft und Justiz haben uns auf einen Grundkonsens geeinigt, was inakzeptabel bzw. verboten ist. Und das könnte eine Diskussionsgrundlage für diese Zivilklausel-Geschichte sein. Ob und wie das in der Praxis funktioniert, ist eine andere Geschichte. Denn die Historie zeigt uns ja leider immer wieder, dass die Berufsmörder sich einen Dreck um ethische Grundwerte (wie z.B. der Schutz von Zivilisten in den bekriegten Gebieten) kümmern. Zudem werden sie sich auch nicht dafür interessieren, ob sie ihre "MörderSoft" veröffentlichen müssen oder nicht und es im Zweifelsfall in ihrem stillen MörderKämmerlein tun. Es ist aber ein Unding, dass aus Steuergeldern finanzierte Universitäten ganz offen daran forschen, wie man noch "effektiver" Menschen ermorden kann (oder auch uns mit noch mehr Atommüll "beglücken" können, um mal ein weiteres unangenehmen Fass auf zu machen) und Kooperationen mit den Kriegstreibern eingehen !

Das das im genannten Text angesprochene SE-Linux im militärischen Kontext entwickelt wurde, bereitet mir natürlich Magengrummeln. Nicht im Kontext dass es nicht funktionieren würde oder gehintertürt sei. Sondern eher, dass dies trotz seiner zweifelhaften Herkunft einen echten Mehrwert in der OpenSource-Welt darstellt. Dessen Boykott wäre natürlich nicht zielführend. Zudem ist es ja auch nicht neu, dass militärische Entwicklungen Einzug ins zivile Leben finden. Und auch nicht verwerflich, solange diese Entwicklungen den Menschen positiv dienen.

In der Praxis dürfte das in der Tat schwierig werden, da ich, wie ich anhand der von dir wahrscheinlich recht flapsig herunter geschriebenen Liste, selber schon schwierig fände allen Punkten zuzustimmen - ein Problem, was wahrscheinlich jeder hätte, da jeder eben seine individuellen ethisch/moralischen Vorstellungen von "gut" und "böse" bzw. "legal/legitim" und "illegal/illegitim" hat. Zudem halte ich es für schwierig, da der Geist von Stallman (der ja scheinbar Patriot ist, was zwar schwierig, aber eben nicht grundsätzlich illegitim ist - mit Berufsmördern befreundet zu sein, hinterlässt bei mir aber ein ungutes Gefühl) tief in der GPL steckt und Torvalds (soweit er überhaupt in diesem Punkt intervenieren könnte) ein Pragmatiker (der noch nicht einmal konsequent gegen ClosedSource ist - Hauptsache es funktioniert!)

In dem Kontext fände ich es aber mal einen Riesenschritt nach vorne, wenn ClosedSource, da sie sich überhaupt nicht kontrollieren lässt, endlich mal verboten würde. Denn wie viel wirtschaftlichen/gesellschaftlichen Schaden wollen wir noch ertragen, bevor wir endlich mal zur Erkenntnis kommen, dass ClosedSource "die Kohle der Softwareentwicklung" ist und als veraltetes Distributionsmodell endlich abgeschafft gehört?!

Ich werde den Herrn Schöder mal kontaktieren.

Nun denn, wie steht ihr denn zu diesem ganzen Themenkomplex?
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Zivilklausel 8 Jahre 6 Monate her #4

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Hallo Dr.Tux, Hallo Helmutturner,

da frage ich in dem einen Thread und stelle nur Minuten später fest, dass Dr.Tux dazu einen neuen Thread aufgemacht hat. Irgendwie ein tolles, praktisches Beispiel für die Probleme der Nebenläufigkeit.

Also, erstmal Danke Helmutturner für die genaue Ausführung! Jetzt bin ich im Bilde.
Und nach einiger Überlegung halte ich (als Laie auf dem Gebiet) es für keine gute Idee.

Wie sollte man das dann nennen? ECOS - Ethically conditionally open Source? Es ist ja gerade das Tolle an der GPL und Open Source insgesamt das Jeder sich den Source Code nehmen kann, ihn prüfen, selbst übersetzen, verändern, wiederverteilen.

Das "Jemand" dabei auch vielleicht ethisch bedenkliche oder auch verwerfliche Personen/Gruppen gehören könnten muss man dabei fürchte ich leider in Kauf nehmen.

Ich kann voll verstehen, dass es einem Softwareentwickler wirklich gegen den Strich geht, das seine Software auch für ethisch mehr als bedenklichen Parteien genutzt und eventuell weiterentwickelt werden könnte. Aber das finde ich muss er aushalten zum Wohle der Gesamtidee. Ansonsten muss der Entwickler halt seine eigene Lizenz schaffen in der er alles Einschränken kann was er möchte. Damit schafft er aber eine neue Closed Source Software, so wie es auch die Kommerziellen Softwarehäuser tun. Die schänken dann noch vieles weitere ein - vielleicht die Weitergabe? Keine Source code Lieferung? Right-to-Use?
Open ist bedingungslos Open.

Ich stimme dir, Helmutturner da voll zu. Würde man hypothetisch diese Einschränkungen durch den Entwickler zulassen, so würde die GPL zerfasern und niemand mehr sicher wissen kann, ob er diese Komponente einsetzen kann oder nicht.

Ich schlage noch eine Veganerklausel vor, die es Fleischessern verbietet diese Software einzusetzen. Wo ist da Schluss? Ich denke das ist bodenlos. Und man würde sich vermutlich in permamenten Steits selbst beschäftigen, bis das keiner mehr lust auf GPL hat.

Und da der Begreiff Creative Commons gefallen ist... ich persönlich blicke da schon nicht mehr durch was man mit welcher CC jetzt darf und was nicht, ohne in die Bestimmungen schauen zu müssen.

Auch halte ich den Hinweis von Helmutturner wichtig, wie es sich mit paketierter Software verhält. Stellen wir uns mal sowas vor wie Joomla, das braucht eine Datenbank, das braucht einen Webserver und schließlich gibts noch einige tausend Erweiterungmodule von hunderten von Entwicklern. Die Datenbank und der Webserver verwenden ebenfalls zig Libraries. Wie sollte man da auch nur ansatzweise alle Ausschlüsse unter Kontrolle behalten?
Mit den Libraries kann es noch schlimmer werden. Man stelle sich vor jeder library Entwickler würde andere Einschränkungen definieren. Man müsste alle Einschränkungen übereinanderlegen. Wenn man dann selbst Software entwickeln möchte, die diese Libraries verwendet und man auch noch selbst eigene Vorstellungen hat was man einschränken möchte... gute Nacht.
Und wie sollte man das alles übereinanderlegen? Es ist ja oft so das Libraries andere Libraries verwenden die andere Libraries verwenden.. ohne eine Soucecodeanalyse geht da nix mehr.

Ein weiterer Punkt ist die Durchsetzbarkeit. Schon das "Grundrecht" das Änderungen/Erweiterungen an der Opensource auch wieder als Open Source veröffentlicht werden müssen hat schon einige Gerichtsprozesse bedeutet.. In denen man den Bruch erstmal belegen musste. Ich glaube das es die Gesamtsituation nicht vereinfachen würde, wenn man eine Veganerklausel einbaut.

Es gibt Dinge, die sind gut genau so wie sie sind. Die GPL gehört dazu, finde ich.

Liebe Grüße,
Klaren
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Zivilklausel 8 Jahre 6 Monate her #5

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Hallo Dr. Tux, Hallo KlaRen,

vielen Dank für Eure wirklich tollen Antworten.

Bei Dir, Dr. Tux, fand ich die Aussage klasse, dass man Hetzer und Demagogen auf andere Weise bekämpfen muss. Da ist hat Ideenreichtum gefragt, siehe u. a. die Initiativen rund um den Hambacher Forst.

Zudem war Dein Wikipedia-Hinweis, der beinhaltet, dass an Universitäten auch Zivilklauseln existieren, für mich interessant. Hatte schon mal was dazu gelesen aber das ist wieder ein ganz neues, abermals komplexes Rechtsgebiet. Auch greifst Du mit Deinem Hinweis auf SE-Linux die Dual-Use Problematik auf, die ich beim Abfassen meines Textes noch nicht so richtig auf dem Schirm hatte.

Bei Dir, KlaRen, fand ich die Neuschöpfung "ECOS - Ethically conditionally open Source" prima, ebenso wie die Aussage, dass ein Entwickler, der seine Schöpfungen unter eine freie Lizenz stellt, eben Fehlentwicklungen "aushalten" muss, denn Fehlentwicklungen und Fehlschläge in der Forschung diesen letztlich auch der Weiterentwicklung.

Zum Abschluss meine Frage:
Unsere Diskussion ist im "geschlossenen" Teil veröffentlicht und damit für nicht angemeldete Besucher der KaaLUG-Seite nicht sichtbar.

Sollen wir das ganze in den öffentlichen Teil verschieben? Wäre ja mal interessant wie viele Zugriffe auf das Thema erfolgen.

Bis denne
helmutturner
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Zivilklausel 8 Jahre 6 Monate her #6

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Hi,

kurze Durchsage: Ich habe den Thread nach "Sicherheit" verschoben - ist jetzt einzusehen. Die Offtopic Einträge habe ich entfernt.

Liebe Grüße,
KlaRen

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Zivilklausel 8 Jahre 6 Monate her #7

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Aktuell geht Russland da einen durchaus bemerkenswerten Weg:
www.pro-linux.de/news/1/24169/russland-proprietäre-software-wird-zur-ausnahme.html
www.heise.de/ix/meldung/Russland-Gesetzentwurf-fuer-mehr-freie-Software-3463813.html

Mir geht es hier weniger um eine pro-/kontra-Russland-Diskussion als vielmehr deren durchaus nachvollziehbares Streben nach Unabhängigkeit vom nicht erst durch "Schnüffelgate" überschatteten US-dominierten und zumeist monopolisierten Markt. Neben dem Versuch die eigene Software frei von einer Art "Liveschaltung ins NSA-HQ" zu bekommen, ist ebenso nachvollziehbar, dass sie ihre eigene, regionale Wirtschaft fördern wollen - ähnlich wie wir dies hierzulande bei unseren Regionalbauern versuchen. Im Kontext nach der Forderung, dass in einer heutigen heterogen-komplexen Welt Software nur überprüfbar sein kann, wenn diese zwangsläufig gleichzeitig frei und quelloffen ist, begrüße ich diesen Vorstoß in weiten Aspekten. Von einer Zwangsanmeldung an staatliche Stellen bin ich allerdings im Kontext der politischen Gangart hierzulande, die zunehmend privatsphären- und menschenverachtend agiert zugunsten des Diktats von Wirtschaft, Kapital und Überwachung, wenig begeistert - und zwar unabhängig davon, ob dies nach westlichen oder östlichen Wertvorstellungen passieren soll. Was ich allerdings begrüßen würde, wäre eine Pflicht zur Veröffentlichung solcher Software. Denn das würde die Möglichkeit geben, ggfs. zivil- und/oder strafrechtlich bzw. durch zivilgesellschaftliches Engagement dagegen vorgehen zu können. Das wäre eine Möglichkeit all die Demagogen, Hetzer und Kriegstreiber ins Licht der Öffentlichkeit zu bekommen.

Aktuell können wir neben den üblichen Datenschutzskandalen zunehmend Datenmissbrauch beim "Internet der Dinge", sowie - wie bereits angedeutet - bei Autos (unabhängig ob autonom fahrend oder nicht) beobachten. Statt dessen werden wir mit Nebelkerzen von ("komischerweise" immer) russischen oder chinesischen "Hackern" hingehalten als Legitimation die Überwachungsschraube immer weiter anziehen zu "müssen" (das Klischee des "wir die Guten, die die Bösen" funktioniert lange nach Beendigung des Kalten Krieges immer noch hervorragend zur kollektiven Meinungsbildung - auch wenn es in dieser stark vereinfachten Sichtweise nicht der Realität entspricht). Deeskalierende Aktivitäten kann ich aber nur zivilgesellschaftlich sehen. Man kann aber weder Frieden herbei bomben noch demokratische Grundwerte einfoltern. Bestenfalls gibt es irgendwelche fragwürdigen Ethikkommissionen, die wohl eher der Verschleierung oder wenigstens der Verzögerung von unabänderlicher, aber nötiger Maßnahmen dienlich sein sollen. Von daher würde ich die Pflicht zum Einsatz freier Software oder gar ein Verbot der unkontrollierbaren proprietären Software, so wie eine Pflicht zur Veröffentlichung der eigenen (kommerziellen) Arbeit im Kontext einer globalen Kriegsverhinderung und Friedensbildung unbedingt unterstützen. Denn, wie bereits gesagt: Es kann nicht sein, dass Software tötet bzw. über Leben und Tod entscheidet. Unser Rechtssystem fordert zurecht, dass derartige Fragen richterlich entschieden werden, während wir gleichzeitig hinnehmen, dies zukünftig völlig ethikfreier (proprietärer?) Software zu überlassen!? In dem Kontext finde ich auch das aktuelle Theaterstück "Terror" von Schirach gleich in mehrfacher Hinsicht beachtenswert: Eine der elementaren Erkenntnisse hieraus ist die, dass ganz im Sinne des BVG-Urteils Leben nicht quantifizierbar ist. Und daher ist die Frage nach einer Entscheidung für oder gegen Leben bzw. eine Quantifizierung illegitim. Es gibt als eine Art Axiom immer nur die Entscheidung für das Leben (was ich persönlich als glühender Pazifist und überzeugter Veganer immer unterschreiben würde). Und daher darf es auch keine Software geben, die gegen das Leben gerichtet ist! Wie wir deren Hersteller bekämpfen ist eine andere Frage (ob durch die GPL oder auf anderem juristischem Weg), aber entscheidend ist, dass wir das überhaupt angehen. Vermutlich sind verschiedene Aktivitäten am ehesten zielführend. Der Vorstoß von Russland ist daher ein interessanter Diskussionspunkt, der sicher nicht nur Fragen rund um die GPL berührt - auch wenn deren Motivation nicht unbedingt mit unseren Wertvorstellungen konform gehen muss.

Update: Nun schließt sich Ungarn dem an. Hoffen wir mal, dass dies global eine pro-OpenSource-Software-Entwicklung los tritt!
www.pro-linux.de/news/1/24181/ungarn-will-die-abhängigkeit-zu-it-unternehmen-reduzieren.html
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Letzte Änderung: von Dr.Tux. Grund: Textergänzung

Zivilklausel 8 Jahre 4 Monate her #8

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Ich habe inzwischen sogar einen Podcast zu diesem Thema gehört . Zu Gast war seine "Heiligkeit" Matthias Kirschner. Das Ergebnis ging in die gleiche Richtung, wie von euch angemerkt. Das ganze widerspricht meinen tiefsten ethisch/moralischen Wertvorstellungen. Dennoch sehe ich ein, dass dies der falsche Weg wäre und das skizzierte heillose Durcheinander anrichten würde. Es bedarf also anderer Wege die " Berufsmörder " zu bekämpfen.
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Zivilklausel 8 Jahre 2 Monate her #9

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Die amerikanischen Berufsmörder scheinen ein Lizenzierungsproblem für ihren Kot zu haben und haben daher einen speziellen juristischen Winkelzug erfunden . Vielleicht kann unser Rechtsinterpreter das mal ins Menschliche kompilieren?!
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Zivilklausel 8 Jahre 2 Monate her #10

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Hallo Dr. Tux,

werde mich gerne darum kümmern, aber eines schon mal vorweg: Der verlinkte Artikel ist überaus be.....scheiden formuliert. Es macht doch gerade einen guten Journalisten aus, Sachverhalte verständlich rüber zu bringen. Auch wenn der vormalige Chefredakteur vom Fokus nicht mein Freund war ist mir doch sein Satz "und immer an die Leser denken" in guter Erinnerung geblieben.

Das hat der Verfasser dieses Artikels sicher nicht bedacht, sonst hätte er sich verständlicher ausgedrückt.

Grüße
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Zivilklausel 8 Jahre 2 Monate her #11

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Also wenn du den schon nicht verstehst irritiert mich das. Ich habe ja im Leben div. juristische Texte gelesen und sie nach mehrfachem Durchlesen in Zeitlupe halbwegs verstanden. Hieran bin ich aber auch gescheitert. Wenn du den auch nicht verstehst, lässt das tief blicken. Der Artikel bräuchte dann echt mal ein Update. :-)
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Zivilklausel 8 Jahre 2 Monate her #12

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Ehm,

zugegeben die Thematik ist aber auch ein Brocken. Schließlich geht es hier um amerikanisches Urheber- und Vertragsrecht. Dazu finden noch fast alle Open Source Lizenzen Erwähnung.. MIT, CC, ... :pinch:

Das Hauptproblem scheint mir zu sein, dass alles was die Regierung selbst schreibt "Public Domain" ist und demnach nicht unter eine der Open Source Lizenzen gestellt werden kann, da diese alle vorraussetzen, dass man die Urheberrechte an den dem Werk besitzt.
Welches sie aber nicht haben, denn "Public Domain" gehört jedermann.
Das Konstrukt wie man das dann doch hinbekommt, habe ich dann allerdings nicht mehr verstanden. :unsure:

Liebe Grüße,
KlaRen

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Zivilklausel 8 Jahre 2 Monate her #13

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Hi,

meiner Meinung nach liegt das Hauptproblem an der paradoxen Aufgabenstellung.

Auf der einen Seite möchte man mit OpenSource Kosten einsparen.
Auf der anderen Seite muss jedem klar sein, dass ein Ministerium wie DoD von der Einhaltung sämtlicher Geheimhaltungsstufen bezüglich Strategien, Pläne und deren Umsetzung lebt, und sämtliche Weiterentwicklungen aus nationalen Sicherheitsgründen und zumindest im Interesse der Entwickler im eigenen Land zwangsweise irgendwann in Topsecret enden ... aus OpenSource wird nicht nur CloseSource sondern "Fort-Knox"-Source. Zurück wird immer nur ein kleiner Teil kommen, wohlgeprüft auf unbedenkliche Veröffentlichung.

Das Urheberrechts-Problem liegt bereits in dessen Nachprüfbarkeit, und alle Zertifizierungsversuche enden alles andere als vertrauenswürdig.
Die einzige Gemeinsamkeit mit dem OpenSource-Prinzip sehe ich in der Schnorrerei ... die Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit zur Einsparung eigener Entwicklungskosten.
Jedenfalls wundern mich die Probleme mit den OpenSource-Lizenzen nicht, und deren Lösung dürfte eher was für Entwickler mit entsprechenden ideologischen Interessen sein.

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Zivilklausel 1 Jahr 7 Monate her #14

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6 1/2 Jahre später mache ich das Fass noch mal auf, mit einem Medientipp: GNU/Linux.ch hat allgemeiner das Thema Politische FOSS besprochen. Sie nennen expemplarisch einige Projekte, die sich unterschiedlich politisch positionieren. Auch wenn ich (so wie ihr natürlich auch) eine politische Einstellung habe, halte ich dies inzwischen für schwierig - zumal die Gesinnung der genannten Projekte teilweise wirklich "herausfordernd" ist. Ich stimme den beiden Rednern zu, dass Code an sich politisch neutral ist (denn er hat ja keinen Willen oder eine Absicht), aber eben nicht die ihn einsetzenden Menschen (zumindest wenn dieser in seiner Komplexität über das bekannte "Hello World" hinaus geht ).

Inzwischen haben wir es mit funktionierender KI zu tun, die weitere politische und gesellschaftliche Fragen aufwirft.
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