Tja, das ist natürlich außerordentlich zu begrüßen. Denn von solcherlei Gekungel (Film
"Das Microsoft-Dilemma - Europa als Software-Kolonie"
, 2018, siehe auch YT) haben wir die Schnauze voll - abgesehen von Datenschutzbedenken in (zur DS-GVO inkompatiblen) amerikanischen Clouds. Oder wenn man sieht, wie ein freidrehender OB aus persönlicher Motivation ganz "technologieoffen" unter fadenscheinigen Argumenten, rein aus persönlicher Leidenschaft,
ein funktionierendes OpenSource-Projekt absägt
(der Fa(i)l(l)
LiMux
in München, 2014) und somit (ganz "anbieteroffen") öffentliche Gelder verschleudert - nur um dann einige Jahre später eine
teilweise Rolle Rückwärts wieder hin zu OpenSource
zu machen, weil das mit der ach so tollen proprietären Software "irgendwie doch nicht so toll funktioniert". Und 2020 durften wir dann erleben, dass das Projekt LibreOffice mit einem
Offenen Brief
zu erwirken versuchte, dass Oracle bzw. die Apache Foundation endlich hochoffiziell das schwer angeschlagene OpenOffice-Projekt offen einstellt und bitte auf LibreOffice verweist, weil hier die Entwicklung stattfindet. In Gesprächen habe ich schon folgendes erlebt:
- "ich benutze OpenOffice, weil: ich brauche keine neuen Features" (weil die Leute nicht die Folgen ungestopfter Sicherheitslücken begriffen haben)
- am letzten Wochenende kam ich bei einer thematisch anders gegliederten Veranstaltung in einem Gespräch auf dieses Thema und die werte Frau kannte LibreOffice noch nicht (hat sich dies aber interessiert als Tipp aufgeschrieben)
Daher vermute ich, dass nicht wenige Leute sich das "eingerostete" OpenOffice installieren, dann verständlicherweise unzufrieden damit sind und dann fälschlicherweise zu M$ abbiegen. Auf der behördlichen (üblicherweise sehr konservativen) Ebene (was ich in diesem Kontext nicht grundlegend negativ bewerten will) ticken die Uhren dann noch mal anders: Hier geht es um "Kompatibilität" und die "Einhaltung von Standards". Und dass genau dies bei der Proprietären Falle oft genau NICHT funktionert, wird ebenfalls oft nicht oder zu spät begriffen. Was M$ ja auch taktisch
für die eigenen Interessen auszunutzen weiß
(und dabei verschweigt, dass es immer wieder inkompatibel zu den eigenen Standards ist).
Wie so etwas aber ganz anders und progressiver laufen kann, erlebte ich mal vor ein paar Jahren: Ich hatte ein Dokument mit einer nach einem Versionssprung neueren Version von Open- oder LibreOffice (Version vergessen) unter Knoppix Live bearbeitet und gespeichert. Als ich dieses Dokument dann mit meiner normal installierten und bedeutend älteren Version (vor dem Versionssprung) öffnen wollte, bekam ich eine Meldung, die ungefähr dies besagte: "Ich kann das Dokument nicht öffen, weil es mit einer neueren Version von Open-/LibreOffice erstellt wurde. Bitte öffne dieses mit der neuen Version." Das löste zwar nicht mein Problem (mein Wunsch, dieses Dokument öffnen zu wollen), aber ich bekam wenigstens eine allgemein verständliche Fehlermeldung, die mir eine Lösungsoption aufzeigte. Wie wertvoller ist dies, als irgendwelche kryptischen und zumeist englischen Fehlernummern oder Hexdumps, wo Otto Normalanwender sich am Kopf kratzt und nicht weiß, was er tun soll.
Und wenn ich dann noch bedenke, dass das Textformat von Open-/LibreOffice eigentlich ein gepacktes Archiv ist, welches ich öffnen und zur Not mit einem XML-Editor sogar von Hand bearbeiten oder reparieren kann, dann sehe ich die Kraft von
Offenen Standards
. Es gibt also eigentlich keinen Grund NICHT OpenSource und Offene Standards einzusetzen. Vor allem, wenn Behörden mit personenbezogenen Daten hantieren!
Von daher wünsche ich (nicht nur) Schleswig-Holstein viel Erfolg mit ihrem Projekt!